Bereits im Mai 2001 erstellten Abgeordnete des Europäischen Parlaments ein Bericht über Aktivitäten von US-Geheimdiensten im Bereich der Wirtschaftsspionage. Kennen Sie ECHOLON?
Groß war die Empörung vor zwölf Jahren. Politiker äußerten sich inflationär über notwendigen Schutz europäischer Unternehmen. Man war empört über die Dreistigkeit der Amerikaner. ECHOLON war ein globales Überwachungsnetzwerk, das schon damals billionen Telefongespräche, Faxe und Emails rund um den Globus überwachen konnte. Der erste öffentliche Bericht über ECHOLON wurde übrigens im Jahr 1988 vom Journalisten Duncan Campbell veröffentlicht.
Seitdem ist viel geschehen. Die Computer sind schneller und billiger, ihre Rechenkapazität extrem höher und die Analysesoftware ausgefeilter und besser. Wer heute darüber überrascht ist, dass NSA und Co genau das gleiche tun wie vor Jahrzehnten ist entweder naiv oder ein Lügner.
Snowdens Whistleblowing ist eigentlich nicht zu verstehen.
Der Mann verspielt angeblich seine Zukunft, indem er der Welt von etwas erzählt, dass alle schon wissen.
Spätestens seit 1998, als der Film “Staatsfeind Nr. 1” mit Will Smith rauskam, erfuhr man aus der Diskussion darüber, dass amerikanische Geheimdienste nicht nur alles überwachen können, sondern es auch tun.
Mit dem ECHOLON Bericht des Europäischen Parlaments wurde die Überwachungspolitik der Amerikaner einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht.
Spätestens seit 9.11 und dem darauf folgenden Patriots Act sollte sich keiner mehr irgendwelchen Illusionen darüber machen, im Internet anonym surfen zu können.
Sagt Snowden die Wahrheit?
Entweder ist dieser angeblich so mutiger Whistleblower ein Trottel oder dieser Verrat ist von langer Hand geplant.
Die Antwort von Edward Snowden auf die Frage, warum er ausgerechnet in Honkong weilt, ist nicht schlüssig vor dem Hintergrund, dass er eigentlich Asyl in Island beantragen will. Warum ist er nicht direkt nach Island geflogen und hat noch auf dem Flughafen Asyl beantragt? Das wäre doch viel einfacher.
Ausgerechnet Honkong als Hort der Meinungsfreiheit auszusuchen, käme den meisten politisch Verfolgten nicht in den Sinn. Snowden fliegt nicht nur dorthin. Er gibt von dort aus der BBC ein Interview. Besonders vorsichtig erscheint das nicht.
Wem nutzt die Enthüllung?
Die Antwort könnte im Zusammenhang mit Obamas Vorwürfen gegen Chinas Hackerangriffe liegen. Chinas Staatschef Xi Jinping kam es sicherlich sehr gelegen, dass Obama kleinlaut während des Chinesischen Staatsbesuchs zugeben musste, dass Amerikas Wirtschaftsspionage der Chinesischen im Nichts nachsteht.
Stimmt diese zugegeben gewagte Hypothese, ist Edward Snowdens Ausflug nach Hongkong eine ungeheuerliche Machtdemonstration der Chinesischen Führung. Gleichzeitig ist es eine schallende Ohrfeige für die künftige Regionalmacht USA.
Der rote Drache kann nicht nur online schnüffeln. Die kommunistische Machtzentrale auf der anderen Seite des Pazifiks ist sogar im Stande, eigene Spione im Herzen des Klassenfeindes zu installieren und über sie verfügen.
Es ist nur logisch, dass die USA und ihre Verbündete diese Schmach herunterspielen wollen indem sie Snowden zum Whistleblower und somit zum stillen Helden stilisieren, der sich ausschließlich für Freiheit und Demokratie aufgibt.
Frankfurt am Main
(12/06/2013)