Michele Valentini, ein perfekter niemand aus nirgendwo. Kaum jemand von den Bewohnern seiner Heimatstadt Tarcento, im Nord-Osten von Italien nah an der Grenze zu Slowenien gelegen, kann sich an ihn erinnern. Der ruhige, im Umgang mit den anderen milde, dreißigjährige Michele war ein Mensch, von dem niemand erwartet hätte, dass er so was tut, was Schlagzeilen macht. Leider war es so. Im Februar nahm er sich das Leben, hinterließ einen langen Brief an seine Eltern, in dem er die Gründe erklärte, warum er von der Gesellschaft Abschied nimmt, in der er nicht mehr in der Lage war, weiterhin zu leben.
Michele Valentini litt unter einem Beschwerden, der letztens Millionen von jungen und nicht nur jungen Italienern zuteilwurde: der Schwierigkeit, ja sogar noch schlimmer – der Unmöglichkeit, eine anständige, feste Arbeit zu finden. Den Beschwerden kann man als eine „stille Verzweiflung“ bezeichnen.
Sein Abschiedsbrief war ein verzweifeltes j’accuse an die ganze Gesellschaft und an die jetzige Regierung insbesondere: am Ende stand da eine sarkastische Bemerkung zum italienischen Minister für Arbeit und Soziales Giuliano Poletti.
Poletti wurde 2014 von dem ehemaligen Minister Matteo Renzi ernannt und bekleidete das Amt in der Regierung von Paolo Gentiloni, der zum Ministerpräsidenten im Dezember, gleich nach dem Rücktritt Renzis, berufen wurde. Poletti wurde sofort nach seiner Berufung durch seine Aussage bekannt, dass es um die hunderttausend Italiener, die jedes Jahr ihr Land verlassen, gar nicht schade sei, denn „Italien wird davon profitieren“.